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Katzen und Barf (Biologisch artgerechte Rohfütterung)

Katzen zu barfen - gar kein so einfaches Thema, vor allem dann, wenn die Stubentiger schon etwas älter und die ganzen Jahre über mit Fertigfutter ernährt worden sind. Ganz schlechte Voraussetzungen für eine Umstellung auf Barf sind eine bisherige Fütterung mit Trockenfutter und/ oder minderwertigem Nassfutter - so jedenfalls meine bisherigen Erfahrungen. In diesen Fällen sollte Katz erst einmal an ein hochwertiges Nassfutter herangeführt und Trockenfutter gänzlich vom Speiseplan gestrichen werden. Leider gehen hier oft die Meinungen des ernährungsbewussten Katzenhalters und seines kleinen Lieblings weit bis sehr weit auseinander. Manche Mieze ist so konsequent in ihrer Haltung, dass sie lieber vor einem gefüllten Futternapf verhungern, als das nicht gewohnte Futter überhaupt erst einmal probieren würde.

 

Je jünger die Katze und je hochwertiger die bisherige Ernährung war, desto leichter fällt die Umstellung auf Barf. Es empfiehlt sich neben einer hochwertigen Dosenfütterung zunächst zu testen, welche Fleischsorten meine Katze überhaupt so mag. Außer Schwein, das den für Katzen tödlichen Aujeszky-Virus enthalten kann, kann das Fleisch jeder Tierart roh angeboten werden. Hier sollte so vielfältig wie möglich gefüttert werden, dunkles sowie helles Fleisch, also z.B. Rind, Pferd, Geflügel (Huhn, Pute, Ente) und Ziege. Je nach Geschmack der Katze und der Einstellung seines Personals kann auch Fleisch von exotischen Tieren, wie z.B. Zebra, Känguru oder Elch und Rentier, angeboten werden.

 

Hat das Personal erst einmal herausgefunden, was Mieze so mundet, so kann im Idealfall zum Zubereiten der Barfmahlzeiten übergegangen werden, was allerdings voraussetzt, dass der Stubentiger geschmacklich offen für alles ist und ihm so ziemlich jedes Supplement auch schmeckt, was leider häufig nur bei Katzenwelpen, weniger bei ausgewachsenen Tieren der Fall ist. Kätzin und Kater nehmen sich, was Mäkeligkeit und Unkompliziertheit im Essverhalten anbelangt, absolut gar nichts.

 

Und dann gibt es da noch die Barfresistenten unter den Katzen, an denen du dir die Zähne auszubeißen scheinst und schließlich aufgibst, da du bei Nahrungsverweigerung immer die Gefahr der Entstehung einer Fettleber im Hinterkopf hast.

 

Es empfiehlt sich, die Supplemente einzuschleichen, bevor dann die einzelnen Rezepte gerechnet und zubereitet werden. Findet man ein ausgewogenes Vollsupplement, was Miezi akzeptiert, so finde ich es am einfachsten, darüber mit dem Barfen zu beginnen, da einem hier zunächst einmal die ganze Rechnerei abgenommen wird und man nur noch Gemüse, Fischöl (Lachs- oder Krillöl) und evtl. Fett dem Fleisch hinzufügen muss. So jedenfalls habe ich im Sommer 2014 mit dem Barfen angefangen. Am Anfang war die Hemmschwelle, unsere Katzen zu barfen, doch etwas größer und ein ausgewogenes Vollsupplement gab mir gerade zu Beginn Sicherheit. Und wenn's Katz dann auch noch schmeckt, ist die Motivation groß, weiterzumachen und sich noch mehr mit der Materie auseinanderzusetzen, was langfristig auch zwingend erforderlich ist, um der Samtpfote nicht zu schaden. Gelernt habe ich damals das Barfen übrigens in den Onlinekursen von Katzvard, einer Akademie für Katzenthemen.

 

Neben selbst gerechneten Rezepten und Vollsupplementen gibt es z.B. auch noch die Möglichkeit des Fertigbarfs, also fertige Barfmahlzeiten, die so der Katze lt. Hersteller gefüttert werden können. Bei uns hier wird Fertigbarf nicht verwendet. Was allerdings unsere Stubentiger sehr gerne essen, sind Futtertiere (Eintagsküken, Mäuse, Ratten, Hamster), die es hier ein- bis zweimal die Woche zusätzlich gibt. Eintagsküken können wir alleine schon deshalb nicht täglich füttern, da unser Kükenjunkie namens Philipp bis auf das heißgeliebte Federvieh nichts anderes mehr essen würde. Außerdem bieten wir zwischendurch mal ganze gewolfte Tiere, z.B. Huhn, Ente, Kaninchen, die so mancher Barf-Shop in seinem Sortiment führt, an und die auch sehr gerne angenommen werden. 

 

Seit kurzem konnten wir nun auch Nelli, deren Leibgericht Mäuse sind, vom Barfen überzeugen, was letztendlich über vier Jahre gedauert und viel Geduld erfordert hat. Über selbst gewolfte Mäuse, die wir unter das rohe Fleisch gemischt haben, fand auch Nelli ihren Napfinhalt endlich genießbar. Um auf diese Idee zu kommen, bedurfte es vieler gescheiterter Umstellungsversuche und mehrerer Jahre. Die Lösung lag ja eigentlich im Nachhinein betrachtet ganz nahe. Aber manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mein Mann und ich haben aber nie aufgegeben, Nelli auf Barf umzustellen und es schließlich auch geschafft, worüber wir uns sehr freuen.

 

Die Vorteile des Barfens liegen klar auf der Hand:

  • Ich weiß genau, was in dem Futter drin ist, da ich es selbst zubereite.
  • Auf gewisse Ernährungsbedürfnisse meiner Katze kann ich besser eingehen, da ich die Zutaten selbst bestimmen kann.
  • Die Rohfütterung wird einer artgerechten Katzenernährung gerecht.
  • Selbstgemachtes ist deutlich günstiger als vergleichbares Fertigfutter. Mit knapp € 20,00 pro Monat an Barfkosten kann ich eine Katze hochwertig ernähren.
  • Kein Dosenabfall, kaum Verpackungsmüll

Natürlich gibt es auch Nachteile:

  • Kenntnisse über die richtige Zusammensetzung der Barfmalzeiten müssen vorhanden sein, da ich ansonsten meiner Katze mehr schade als ihr nutze.
  • Barfen ist zeitaufwändiger, da das Zubereiten der Mahlzeiten einen gewissen Zeitaufwand erfordert. Ich kann nicht eben mal kurz eine Dose aufmachen.
  • Ich muss planen, wann ich was auftaue, damit ich dann das Barf zubereiten kann, ohne dass die Katze hungern muss. Ansonsten ist schon mal der Gang zur Fleischtheke im nächstgelegenen Supermarkt vonnöten.
  • Je nach Anzahl der Katzen sind ein bis zwei Gefrierschränke erforderlich, um das ganze Fleisch, die Innereien usw. zu lagern.

Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, was für seine Katze und ihn die optimale Lösung ist. Das beste Barfkonzept nützt nichts, wenn's an der Umsetzung sowohl bei Mensch als auch Katz scheitert.

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